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gespreizt

breitgespreizt die beiden füße auf mächtig wirkende felsen gesetzt,
den rechten fuß weit rechts, der felsblock von dornengewächs umsäumt,
den linken fuß weit links, jener felsblock viel wuchtiger und schön glatt,
dazwischen tiefer abgrund, weit unten nasses grollen ungezähmten baches,
über dem abgrund die nacktheit, aufgespreizt, einsehbar, weit geöffnet,

gezogen von sehnsüchten und wünschen, darum auf furchtbarem dornenfels;
gehalten von ruhiger alltäglichkeit und ordnung, deshalb der haltetritt im glatten,
die scham unverhüllt, offen, lügengeschichten mäandern über den körper,
der schwarze krähenvogel singt sein garstig lied aus spöttelnder kehle,
breitet seine flügel in steilem sinkflug den wassern entgegen, hebt wieder

an, spiegelt wirklichkeit mit seinem auf und ab, tanzt in luft und näßt sich
ein, tief unten, schielt hinein in den weit offenen schlund, bemoost umkränzt,
wünscht sich nun ein mensch zu sein, nicht wissend welcher logik folgend.
krähengesänge als begleitmusik für entscheidung allmählich zitternder füße,
immer noch denkend sie hätten dazu freiheit, gleichwohl längst alles durchaus

entschieden. die lust wird sich schließen, beide füße wieder nur auf dem einen
stein ruhen, sich aushalten, den spalt geschlossen, bisweilen dann öffnen um
routinen zu genügen, um nicht mehr in träumen verharren zu müssen, um dem
leiden zu fliehen, den dornenfelsblock fürderhin meiden, weil zu unsicher, dem
glatten sich endgültig zuwenden weil es im tiefsten spüren stets endgültig war.





anfang und ende


an jedem anfang stets das ende mitbedenken
so der behutsame rat der göttin übervorsicht
denn utopien gäbe es ja erwiesenermaßen nicht
deshalb sich nicht ohne sinn allzusehr verrenken

bei allem immer sich guter kontrolle unterwerfen
nie und nimmer sich gar gänzlich fallen lassen
selbst jede liebe ende irgendwann mit hassen
deshalb beizeiten die begierde gut entschärfen

mutter vorsicht sei deine stete wegbegleitung
egal was du auch immer sorgsam planst und tust
nur so letztlich du unaufgeregt und friedlich ruhst
wache sinne und gezügelt herz als vorbereitung

mit dieser sichtweise seiest du gar bestens beraten
so würde man nie und nimmer enttäuschung erleiden
es gelte halt bestmöglich sich geschickt zu bescheiden
zu achten daß wünsche auch entsprächen den taten

ach liebe göttin deine worte vernehme ich wohl
nur gehen sie mir innen als auch außen vorbei
mit derartigem denken fühlte ich mich nicht frei
auch du hast mit deiner rede gewiß kein monopol



Es gibt auch "Gewühl" mit Ordnung ... (hier im Schloßpark von Hellbrunn)

Mensch, laßt den Stör doch einfach so leben, wie er es möchte, stört ihn nicht in seinen Kreisen und Vorlieben!
(Hat denn der Mensch mehr Vorrechte auf dieser Welt als jede andere Kreatur?)



untertan

 sich dreist über alles andere stellen
ausbreiten bis hin zum letzten winkel
eng zu seinesgleichen sich gesellen
wie ekelhaft doch all die vielen pinkel
dabei das buch der bücher schwenken
mit dem macht euch die erde untertan
wie dummdreist die schritte so zu lenken
welche einfalt und welcher größenwahn

seinen eigenwert stets über alles setzen
zerstörend traum endloser machbarkeit
die kreatur selbstherrlich zu tode hetzen
egozentrik als kriminelles lebensgeleit
etwas feingespür könnte es deutlich hören
die gigantomanie krebst sich zum wahn
letztlich kann der mensch nichts als zerstören
er bereitet eigenes ende der dämlich untertan

dabei ist es jenen klar die wissen wollen
wohin denn all dies teuflisch treiben führt
der mensch sollte sich von dannen trollen
weil er sich selbst so unaufhaltsam irregeführt
denn die erde braucht den menschen nicht
falsch geleitet nagt an ihm der zeiten zahn
und er wirkt längst nur mehr als bösewicht
homo sapiens du blinder blöder untertan






                  “Life may have no meaning. Or even worse, it may have a meaning of which I disapprove."
(Ashleigh Brilliant)  

(oder auf Deutsch in der Interpretation von R.D. Precht: "Besser das Leben ist sinnlos, als dass es einen Sinn hat, dem ich nicht zustimmen kann."; zit. aus seinem Buch "Wer bin ich -- und wenn ja wie viele?", 2007, S. 375)   




Versunkenes Schloß

In trüben Gedanken geschlichen
ums Gemäuer an hellichtem Tag
Längst alle Freuden gewichen
Jeder Schritt tief schürfende Plag

Überwuchert all die süßen Oasen
Wo einst sie so liebevoll getanzt
Kein Reigen mehr auf den Rasen
Die Erinnerung gänzlich gefranzt

Gemäuer tief grau und zerfallen
Die Fenster nur mehr Bretterverhau
Nun Nebel mein Denken umwallen
Wo wohl ich mein Heim jetzt dann bau

Doch dort oben auf dem Balkone
Dem edlen Turmzimmer ganz nah
Erblicke ich auf güldenem Throne
Ein Mägdlein wie eine Fee beinah

Ich sehe scheu sie auch mir winken
Ihr fallend Haar von Sonnen getränkt
Ihre Äuglein deutlich mir blinken
Bald scheu sie den Blick wieder senkt

Ich eile und möchte so gern fassen
Ihre Seele und diese Körperpracht
Doch sie kann niemanden einlassen
Weil der Zeitgeist über ihr fest wacht

Sie spricht leis von dort hoch oben
Herab ob meiner dürstend Begehr
Längst sei ihr Leintuch gewoben
Hier wäre alles längst menschenleer

Als Antwort möchte ich sie bitten
Zu öffnen doch Tor Herz und Huld
Doch ganz plötzlich ist sie entglitten
Ganz umsonst habe ich um sie gebuhlt

Ich starre hinauf zu leerem Balkone
Und erspähe nur verwittertes Gestein
Das Bild von vorhin wie zum Hohne
Bildete ich wohl in Hoffnung mir ein

Da brüllt es aus gefährlichster Nähe
Was ich denn zu suchen hätte hier
Zwei Wachmänner nähern sich jähe
Ich wäre ja auf einem fremden Revier

Sie müßten mich sogleich übergeben
Wegen ganz dreister Besitzstörerei
Jetzt könnte ich dann was erleben
In den Fängen der Ordnungspolizei

Ich versuche ganz schnell zu fliehen
Durch Dickicht und über hohen Zaun
Was ich dabei ward nicht alles geziehen
Doch erfolgreich bin ich doch abgehaun

Völlig erschöpft mit zitterndem Beine
Doch gerettet auf sicherem Waldeswege
Da kommt mir entgegen so eine Feine
Und nimmt mich mit in ihr Schloßgehege





                 



















































"Auf dem Weg in die Schule blieb er oft stehen und pfiff alte Melodien vor sich hin. Der Gedanke, daß er nicht hinaufgegangen, sondern hinuntergeraten war, wollte nicht in seinem Kopf Platz haben. Wo er Intelligenz vermutet hatte, war nichts als eine unkontrollierte Alltäglichkeit, eine Lächerlichkeit, in die er in vollem Ernst hineingegangen war. Der Gedanke, daß alle Lehrer Universitätsausbildung und gültige Universitätspatente hatten, setzte ihm auf einmal so zu, daß er im Schulstiegenhaus kehrtmachte und sich schließlich gegenüber dem Schulgebäude auf eine Terrasse setzte. Er bestellte Kaffee und schaute auf den Fluß hinunter, dem er gefolgt war."

(Franz Innerhofer, Die großen Wörter, S.60f., Suhrkamp TB 1979)






Schließlich lagen Tugend und Weisheit darin, sich still und ruhig niederzulassen,
und so sehr man sich auch plagen  mochte, das Leben würde sich doch nie in
die Form zwingen lassen, die man sich wünschte.

(Anton Gill, aus: Die Rache der Pharaonen)



                                                                                                                     Der kluge, seinen selbst geschaffenen Einflußbereich konsequent absichernde Schwan in Bad Wildungen ...


                                                                                                                                                 Blick von Waldeck auf den Edersee




Ach, Wilhelmine, welch ein unsägliches Glück mag in dem Bewußtsein liegen, seine Bestimmung ganz nach dem Willen der Natur zu erfüllen! Ruhe vor den Leidenschaften!! Ach, der unselige Ehrgeiz, er ist Gift für alle Freuden. -- Darum will ich mich losreißen, von allen Verhältnissen, die mich unaufhörlich zwingen zu streben, zu beneiden, zu wetteifern. Denn nur in der Welt ist es schmerzhaft, wenig zu sein, außer ihr nicht.!

Heinrich von Kleist an Wilhelmine von Zenge, 10.10.1801




                                                                                                                                   Blick von der Bismarckhöhe (Bad Wildungen) über weite Landschaft




"When she moves she walks so fine like a flamingo, crimson dress that clings so tight ..." (Manfred Mann)


Flamingo

Von güldener Sonne beschienen und erwärmt
Geruhsam nur auf einem Bein stehen können
Das andere nach Belieben dann ruhen lassend
Glanz auf edlem purpurrotem festem Gefieder
Zärtlich oft schnäbeln mit dem Flamingoweib
Bisweilen jedoch auch in ekstatischem Unmut
Danach wieder in stoischer Ruhe verharrend
Sich entspannend dem Teichleben hingeben
Langsamkeit als gut gewähltes Lebenselixier
Ungebundenheit als recht festes Fundament
Gehaltvoll tief gelebten fröhlichen Daseins
Entfernt den vielen anödenden Zwängen
Blicke nur dem rechten Augenschein ergeben
Rhythmus eng festgelegt im Wesentlichen
Fern dem üblen Geschrei und der einer die
Sinne ermüdenden gar tötenden Rastlosigkeit
Rosa als Farbe dieser selbstbestimmten Welt

Doch da sind die Zäune vor dem Betrachter
Trennend schützend einsperrend zugleich
Im Hintergrund aufmerksam prüfende Augen
Aus einem in irdischer Enge verzweifelten
Bewußtsein ringend um Möglichkeiten von
Gestaltung aus Hoffnung und Zufriedenheit

Einfach nur einmal Flamingo sein können
Scheinbare Ungebundenheit in Raum und Zeit
Leben in fest bestimmter Unausweichlichkeit
Schlicht und einfach dem Natürlichen ergeben

Trügerische Ruhe im Betrachtungshorizont

Die Flamingos ignorieren jene Zaunhaftigkeit
Leben ersichtlich ihren bestimmten Tagessinn
Ihr Spiegelbild als Sinnbildhaftigkeit im Biotop
Einheitlichkeit gesucht und so auch gefunden




 "I've got a thing about trains ..." (Johnny Cash)







p a r a l l e l w e l t e n

ein hüben und drüben
gut abstand dazwischen
sichtweisen vermischen
die horizonte eintrüben

rein monistisch bestimmen
gar der erpressung anhangen
ist ja zumeist gut gegangen
ansonsten sehr ergrimmen

ständig hartnäckig verlangen
möglichst nichts dafür geben
das eigene wollen nur leben
und die anderen nur belangen

mit reden ständig laut betonen
es würde sicherlich gelingen
weit könnte man es so bringen
nachgeben würde sich lohnen

ziele seien leicht zu erreichen
man müsse nur ernsthaft hoffen
das morgen stünde ganz offen
nur ja nicht stets vergleichen


das wie stets nur ausblenden
unter dicke teppiche kehren
würde eh doch sehr stören
keine zeit zu verschwenden

hemdsärmelig durchbrechen
was stört schnell nur entfernen
die eigenen häupter besternen
und am widerstand sich rächen

doch gleich schienen in der ferne
die sich in weite scheinbar vereinen
man könnte dort einheit vermeinen
so ganz einfach trügerisch im kerne

weiß man sie auf ihren schwellen
unausweichlich starr gebunden
in starrer äquidistanz gefunden
sie sich nie zueinander gesellen

und die blicke ruhig schweifen
in jene endlos schönen gefilde
wie traumhaft bunt das gebilde
doch man wird es nie ergreifen






"Weißt Du, was die alten Männer tun, wenn sie 50 Jahre lang um Reichtümer und Ehrenstellen gebuhlt haben? Sie lassen sich auf einen Herd nieder; und bebauen ein Feld. Dann, und  dann erst, nennen sie  sich weise. -- Sage mir, könnte man nicht klüger sein, als sie,und früher dorthin gehen, wohin man am  Ende doch sein soll?"

(Heinrich von Kleist)


Und hat er danach gehandelt? Hat ihn jene Einsicht (so es denn eine bleibende gewesen sein sollte!) dem eigentlichen Leben näher gebracht? -- Seinem eigenen vielleicht schon! möchte ich jenen sich wohl für sakrosankt haltenden Kritikern zurufen und zu bedenken geben ...






















   
Zwei Eindrücke, aufgenommen in Fritzlar

Amsterdam, pulsierendes Leben im Vondelpark





                                                                                                

                                                            S I E   und   E R                                                            
                                                                                               (ein Sonnett)

                                                           Es hallt und schallt. Wie die Wörter bewegen!
                                                           Und restliche Nähen in Fernen eintauchen.
                                                           Hoffend’ Odem in dichten Nebel verhauchen.
                                                           Gar manche Versprecher das Ist unterlegen!

                                                           Denken in andere Landschaften lenken –
                                                           Viel zu oft auch Schweigen ein erhellend Fanal!
                                                           Torkelnd auf Graten die gut ersichtlich zu schmal,
                                                           Schon längst nicht mehr diesseits der großen Bedenken.

                                                           Gar oft zur Unzeit all die Fallstricke fühlen!
                                                           Nicht länger im Hoffen sinnlos verharren:
                                                           Dort segeln wo ehrliche Winde nur wehen.

                                                           Nutzlos in mühselig’ Gedanken zu wühlen!
                                                           Nicht wandern wo letztlich Herzen erstarren:
                                                           Erkennend ganz aufrichtige Wege gehen.











                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                 Hannover, Mitte Juni  2012







 

             Zwei Eindrücke, gefunden in Bad Wildungen, hoch oben und im Tal











"Der nur ängstliche, aber auch der überwiegend gierende,  Mensch in seiner Unaufrichtigkeit täuscht
sicherlich andere, aber oft ohne es zu merken zuallererst sich selbst."

thomas fagusarua



Menschen haben in ihrem Handeln unterschiedliche Voraussetzungen und Zielsetzungen, verschiedene Formen der Verletzlichkeiten, auch eigenwillige Einschätzung dessen, was Wahrheit ist und ausmacht, wie damit umzugehen ist, wo Schweigen ernsthaftes Bemühen um Schonung oder nur Feigheit vor der Auseinandersetzung darstellt. Diese Unterschiedlichkeiten können sowohl als feste, unüberwindbare trennende Mauern empfunden und gefestigt werden, aber auch als Gelegenheit, in der Auseinandersetzung mit diesen Widrigkeiten und Widersprüchen -- gewiß unter nicht immer leichten und häufig sehr schmerzhaften Auseinandersetzungen -- zum persönlichen Wachsen nutzbar gemacht werden.

Mir fällt in diesem Zusammenhang unter vielen anderen der Satz "Not telling is as interesting as telling, I have found." (S. Hustvedt, The Summer Without Men) ein: dabei wird doch wohl in erster Linie auf den Kommunikationsgehalt beider Verhaltensformen, dies dann in Verbindung mit den entsprechenden kontextuellen Elementen, abgezielt, denn ansonsten wäre die Aussage blanker Unsinn. Die rühmliche Ausnahme (Ausnahmen gibt es fast immer!) dürfte empfundenes Schweigen dann sein, wenn es nach dem bekannten "If you don't understand my silence, you won't understand my words!" einzuordnen ist. So eine konstruktive und empathische Art "mutual understanding" ohne zunächst viele Worte oder gar Wörter.

Es sind also nicht unerhebliche (Lebens-)Leistungen, wenn Menschen ihr (gegenseitiges) Verhalten in einer sehr bewußten Anerkenntnis und Aufnahme der von Gegensatzpaaren erzeugten Spannungen (diese im positiven als auch im negativen Sinn verstanden!) produktiv gestalten zu verstehen. Sich der dadurch eigentlichen notwendigen Auseinandersetzung nicht entziehen! Daß es unserer zumindest vorherrschende Diskussions-"kultur" daran extrem mangelt, kann man in Alltag und Medien leider aus- und hinreichend beobachten sowie erfahren.

Eine (notwendige, freilich lange nicht auch schon hinreichende!) Forderung für gegenseitiges Verstehen und Reifen aneinander und miteinander ist somit die ganz bewußte Auseinandersetzungen von und um Widersprüche, mögen sie realiter oder auch "nur" als Kommunikationsstörung auftauchen. Gegensatzpaare (im schwierigsten Fall dann: Antagonismen) sind ein wesentliches Gerüst von tatsächlicher oder subjektiv empfundener Wirklichkeit, dem man sich nicht entziehen oder auch nur durch Vereinfachungsstrategien begegnen sollte.

"Solange die Erde steht, soll nicht aufhören Saat und Ernte,
Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht."
(1. Mose 8,22; zitiert nach "Gute Worte. Sommer und Erntedank" von Evangelische Kirche Kurhessen-Waldeck)





Die Konferenz


Ich sehe sie noch in Konferenzen sitzen
Wie sie über Nichtigkeiten schwitzen
Jenes über Nebensächlichkeiten Brüten
So sich vor kritischen Einsichten hüten

Es melden sich nun auch jene zu Worte
Die ansonsten von schweigsamster Sorte
Denen Wahrheiten so gar nicht schmecken
Deren Leidenschaft eher das Speichellecken

Wie sie anödend große Wörter schwingen
Vorgeblich stets nur ums Allerbeste ringen
Dabei in trübster Brühe behäbig schwimmen
Abweichende Gedanken sie zutiefst ergrimmen

Wie sie gleichwohl verstohlen auf Uhren sehen
Die meisten würden wirklich gern schon gehen
Doch zugeben solch verborgen’ Wunschgedanken
Brächte ihre Subalternität verderblich ins Wanken

Alle Welt mit Euphemismen kleingeknechtet
Alles mit kleinem Horizont schön gerechnet
Kleine Lichter flackern in der Tischerunde
Und hoffen vor allem auf gemächlich’ Stunde

Jenes sich gegenseitig auf Schulter Klopfen
Mit genehmer Selbstgefälligkeit verkopfen
Mit falschen Kleidern den Schein gut wahren
Und Zeit für Zeit in diesem Trott verfahren

Dabei so tun als sei man selbst die Innovation
Vorauseilend’ Gehorsam als gewählter Ton
Im Umgang mit all dem was Widrigkeiten
Jedoch niemals Risiken durch fruchtbar Streiten

Da besser schon ausgetretene Bahnen hegen
Eigene Enge als verbindlich’ Maßstab pflegen
Unerwünscht ist Störung durch echte Tat
Gefährdet doch den Rhythmus im Hamsterrad

Also Aktionismus in treuer Selbstgefälligkeit
Den Ernst übertünchen in gespielter Heiterkeit
Mit Witz Speis und Trank Frohsinn generieren
Sich ob der Täuschung kein bißchen genieren

Was sind wir doch für eine gemütliche Runde
Wie wir schaffen das Größte in jeder Stunde
Wie wir der Obrigkeit gut und folgsam dienen
Bei allem Geschehen mit zustimmend Mienen

Ach wie sind jene halt manifest als Ineffizienz
Verborgen in jener seltsam’ Art von Konferenz
Wie geschickt sie Stillstand können verbergen
Wie duldsam sie sich fügen zu Geisteszwergen


Doch eines läßt sich dem wachen Betrachter
          nicht verhehlen
Wie sie unverantwortlich einfach wertvolle
          Zeit nur stehlen

(Fagusarua, 2. November 2013)
Dissens in Wesentlichkeit


Ein feiner Herr auf hohem Thron
Versprühte etwas Blöße,
Beugte schwer sein Haupt und schrie dann: “Sohn,
Jetzt werd’ ich langsam böse!

Der Dienstweg ist ein heilig’ Gut,
Das gilt es zu bewahren!
Wir dulden niemals geistig Glut:
Denn wir selbst sind hoch erfahren!

Wo käm’ man hin, wenn jeder meinte,
Dort wo er wolle nachzufragen!”
Kein Querkopf dort, wo es uns vereinte,
Keine Duldung, Eintracht einzuklagen!

Ich erlaube  niemals Geistes-Novizen,
D’rum glaub’ einfach was ich dir hier sage.
Bei Widerspruch mach’ ich gründliche Notizen,
Oder führe gegen Aufruhr juristische Klage!

Der eitle Herr auf seinem Thron
Überzieht sich nun mit Güte.
Hinter Lächeln versteckt! Mir ist’s wie Hohn:
Wir sollen grüßen Geßler-Hüte?

Ein Dienstweg, scheint’s dem eitlen Geck,
Zum Wohle aller nur mit Kleinod beladen!
Der Aufmüpfige dagegen sieht fast nur Dreck:
Und wandelt auf schmierig’ Kuhfladen.

(Juli 2005)































































































Spaziergang in der Vogelsbergregion im November 2013

(Photos unten rechts:  Gackersteingipfel, darunter Bilsteingipfel, nachfolgend zuletzt dann Statue an der Illerbrücke in Kempten / Allgäu)



J  a  h  r  e  s  t  a  g
(14.12.1924 – /7.7.2003/ – 14.12.2013)


Den Weg gegangen
          in Hoffnungen gehüllt
     unterschiedliche Spuren
          Versuche um Glück
     Zufriedenheit als Zielgelübde
sich selbst zu entsprechen
sich selbst gerecht zu werden

Leitern steil nach oben gerichtet
          fest verankert im Grund
     Ausschau nach Luft
          zum tiefen Atemholen
     den Flügen der edlen Zugvögel
sehnsuchtsvoll nachgeschaut
sehnsuchtsvoll hoch blickend

Den Weg gegangen
          auch durch Irrungen
     Wirrnissen getrotzt
          gekämpft um Sinn
     Zeit für andere aufgeopfert
eingesetzt für Geachtetes
eingesetzt für Empfindung

Stufen empor gestiegen
          auch allzu oft hinab
     Erneut aufgestanden
          sich nicht gebeugt
     Dem was widersinnig schien
bisweilen etwas eigensinnig
bisweilen zu viel an Sturheit

Den Weg gegangen
          größter Aufopferung
     Die Spur ins Leben
          beispielhaft gezeigt
     Und mit Kräften unterstützt
mit großem Herz begleitet
mit großem Mut geleitet


Leider zu viel stetes Schielen nach Unerreichtem
so dabei eigene Stärken und Größe gering geachtet
dabei ein wichtiges Stück eigenen Lebens verloren
     als Schleier am Horizont schwinden sehen
Zu oft den Schein der Wirklichkeit vorgezogen
     das Lied billigen Lobes genossen
Vergänglicher Schönheit zu viel an Raum gewiesen

Irgendwann nach all den Jahren zusammengefallen
     hilflos
     mutlos
     kraftlos
               schließlich
     das Ende wohl ersehnend
     (schon früher mehrmals angedeutet)


O warum nicht den Narzißmus beherrscht
     statt ihn zur Unzeit gepflegt
O weshalb zu häufig dem Wesentlichen
     entsagt und den Schein gesucht
          und auch gefunden
          und auch genossen

O warum ihr nicht mehr Zeit vergönnt
     in Ruhe und Zufriedenheit
In  Sonnenstrahlen schöner Rückblicke

Gründe zum Erinnern gibt es – viele
Also wieder ein Jahrestag mehr
     noch gut zu erleben
     noch gut zu erinnern
     auch erfüllt mit Dankbarkeit
     daß es dich gegeben hat

Am Horizont aber zunehmend deutlicher
die Zeichen näherkommenden Mahnens
eigene Zeit gut zu nützen und zu schätzen
verbleibendes Leben sorgsam zu gewichten

(14. Dezember 2013)












































































































































Dum loquimur, fugerit invida aetas: carpe diem, quam minimum credula postero.
                                      (Horaz)

(Während wir reden, ist die mißgünstige Zeit entflohen. Nütze den Tag und vertraue nur wenig auf den folgenden.)


Anmerkung: Horaz schrieb die Ode "An Leukonoe" im Jahre 23 vor Christus; hier ist die Schlußzeile des Gedichtes zu lesen, in der Horaz sozusagen als Zusammenfassung auffordert, die ohnehin knappe Lebenszeit im Jetzt und Heute zu genießen, zu nützen (dies nicht unbedingt in einem hedonistischen Sinn!), weil die Zukunft ("der folgende Tag") eben ungewiß ist, auch weil die Zeit dahinfliegt. Mißgünstige Zeit ist wohl im Sinne von: die Zeit nimmt keine Rücksichten, zu verstehen. Letztlich plädiert Horaz hier für eine überwiegend epikureische Lebens- und Alltagsgestaltung.  

Es ist schon aberwitzig, wenn man sieht, welche genau dieser Lebensweise abgewandten Typen oft mit dem (aus dem Gesamtzusammenhang dann isolierten) carpe diem auf T-Shirts, Motorbooten, etc. sich darzustellen versuchen. Natürlich outen sie sich durch diese Verhaltensweise, aber kaum in der von ihnen gewünschten Richtung. Hier zeigt sich dann stets die merkwürdige Mischung der Diskrepanz von Sein und Schein sowie intellektueller Armut ...  Im besten Fall handelt es sich dann um Wunschdenken (die andere Seite der Medaille ist folglich das Unvermögen, die Dinge im horazschen Sinn zu ändern!), im schlechtesten ist es einfach eben Klugscheißerei!







Dorfkirche mit Mond am frühen Abend


"Ich vermute, dass die meisten Fehlentscheidungen bei denen liegen, die das Ende nicht wahrhaben wollen."
(aus: Susann Pásztor, Die einen sagen Liebe, die anderen sagen nichts,  6. Auflage 2013, S. 169)



dämmerstunden

all das dämmernde im fokus des unverstehens
die nacht erneut neblige vorhänge zerteilend
macht sich breit verankernd in allen fasern
verschwundenes erscheint als erinnerungsbild
gedankenspiele was alles hätte sein können
von wirklichkeit gleich wieder weggewischt

gemeinsame möglichkeiten als regenbogen
kurz entfacht doch allzu schnell verblichen
der schnitter jäh dazwischen gefahren und
er hat seine spur aus endgültigkeit gezogen

kein hätte man kein man hätte sollen mehr
keine fundamente für wiedergutmachung
vorbei jene träume und gehegte hoffnungen
mit der neuen gegebenheit sich abfinden

das carpe diem vielleicht zu falsch gewichtet
verrinnende zeit so nicht gebührend beachtet
schwerpunkte allzu sorglos gesetzt
das drohend fliehende schlicht übersehen
machbares anderen prioritäten geopfert
damit auf neuen spuren einer gestaltung







GroKo 2018                                    
(Mene mene tekel u-parsin)


Versuch einer Mehrfachsynthese aus
Hilflosigkeit, Ängsten und Furchtlagen,
Die Furcht wieder bescheidenere und kleine
Brötchen backen zu müssen – Geistesdarben,
Fern dem Auffangnetz intersubjektiven Halts,
In die Wirklichkeit von Bedeutungsarmut und
Abwesenheit von Mikrophonen und Kameras
in biederen Alltag zurück verwiesen …

Keine Aufmerksamkeit mehr den Balztönen!
Wörterschwadroniereien nun im Abseits –
Lang vermiedene Alltäglichkeit dann real
Wieder angekommen dort wo man hingehört:
In der Masse der Unscheinbaren und Zwerge.
Geistesarmut und Armseligkeit endlich entlarvt,
Politclowngetöse ihrer Maskerade entkleidet:
jene gewogen, als viel zu leicht empfunden …

Sammelsurium dreister Täuschungsszenarien!
Absurde fratzenhafte Präsentation als Gier!
Versuche sich unentbehrlich zu machen!
Verantwortungsgefühl als Werbefloskel und
Täuschung im eigenen Wert und Verständnis.
Kakophonie aufdringlich als Dauerberieselung.
Warum dafür all das Ausharren nach Nichts,
das mediale Treiben als Steigbügelhalter ...

Wie selbsttäuschend all die tumben Versuche!                                                  
Konstruktion vermeintlicher Bedeutung und
Unverzichtbarkeit akronymhaft gemeiselt,
Unfähig auch hier den Bumerang zu sehen!
Eigene Geistesbeschränkung gleichwohl von
Sensationshascherei medialer Gier gestützt:
GroKo (2018) vermeintlich von Inhaltswert,
dabei jedoch vielmehr nur: Großes Kotzen …

Selbst im Schöpfungsakt jenes vermeintlichen
Gehalts Opfer innewohnender Verblendung und
Dürre: die Politikkaste aus ihrer Verblendung,
die Medienschaffenden in der Vordergründigkeit
ihrer Sensationsgeilheit; das verwerfliche Ringen
aus Nichts etwas Gehaltvolles generieren zu wollen …
Doch nur: Unerträgliche Erbärmlichkeit im Denken!
Doch nur: Abscheuliche Scheinheiligkeit im Handeln!


Also Verzagen und Schweigen weil man der
Wirklichkeit glaubt keine Hoffnung geben zu
können – Nein! – keine falsche Resignation:
Poesie nur als Spielfeld für Ablenkung – Trash?
Mitnichten: all die drögen Unrühmlichkeiten,
Verlogenheiten, Ausflüsse der Mittelmäßigkeit
benennen, ihnen Gesichter geben, sie entkleiden:
deren Träger endlich ihre Macht nehmen …

(Fagusarua 25.01.2018)






     

Blick durchs Fenster

Am Blühenden vorbei
Strauchwerk auf Iris
     entfernte Nähe

Diffuses

Vogelflug

Stille durch Fensterglas

Farbenspiele

Gedankenakrobatik

Zum Blühenden zurück
Verweilen am Kelch
     bescheidener Freude

Seelentanzversuche


(Fagusarua 04.02.2018)
Ausblicke

Am Fenster
     die Wolken ziehen sehen
     das Treiben der Vögel
     Sonne und Regen
     das wirkliche Leben
     Rhythmen für die Seele

Am Fenster
     sie einfach ignorieren
     die Geschwätzigkeit
     jene Leerlaufmaschinerie
     die Zeitentotschläger
     Einfaltspinsel aus Not

Am Fenster sich einfach nur dem
Wesentlichen zuwenden und dann
Wege dorthin beschreiten ...

(Fagusarua 16.05.2018)




Z u g

Eingeschränkte Sichtweise
     schließende Türen
Blicke durchs Fenster
     getrübt und stumpf

mitschuldig an Entfernung
am gewaltsamen Losreißen

Das letzte Winken
     unterdrückte Tränen
Gedanken verschwunden
     der Kopf leer

Abschied

(Fagusarua 04.02.2018)

J e t

angedockt

Check-In
Ticket
Passport
Kontrolle
(Control)
– übel–
– notwendig –

Das Gate
jenseits
entzogen

Statt all den
Anglizismen
schlichtes
Deutsch:

Abschied
Trennung
Verlorenheit
Fremdheit

und

hier geblieben

(Fagusarua 05.02.2018)




Schnell (genug)

Rock ‘n’ Roll Gesänge auf der Plattform:
(  la Frank Cookfield on the lead!)
Freudvolles Getändel auf Wagenübergängen
Sicherheit durch Gitterstäbe, Geländer
und übergreifenden Eisenplatten;
außerhalb, darunter, und drüber: Welt –
einzuatmen, sinnlich ergreifbar, nah:
vor allem auch – Zeit zu begreifen ...
Vorbeiziehende Landschaft und Gefühle;
Gefühle nicht gleich Rilkes Panther im
Jardin des Plantes, Paris: statt Müdigkeit
hier Wachheit und pulsierendes Eigenleben,
Versuche der Annäherung, bisweilen
auch notwendiges Bemühen um Distanz.

Singen, Tanzversuche, Spiele, Träumerei.
Dazu Taktschlag kräftiger Dampfrosse,
das rhythmische Schlagen der Räder an
geschraubten Verbindungen der Schienen!
Spürbares Kaleidoskop sozialer Kräfte:
gegensätzlich, miteinander, feindselig,
friedfertig, verschlossen, aufgeschlossen –
jedenfalls Formen vielfacher Lebendigkeit,
Spiegelungen des Pulsierens und Ruhens
Begegnungen als Lebenselixier und Kraft
zu eigenem Erkennen und Werden!
Soziales Kraftfeld als Regelmäßigkeit:
(dabei zumeist Verläßlichkeit in Zeit)
Hektik überschaubar und selbst zu steuern

Schnell genug all diese Fortbewegungen.
Schnell genug all diese Verläßlichkeit.
Schnell genug all diese Abwechslungen.
Schnell genug all diese Erlebenssphären.

Langsamkeit und Schnelligkeit in Einklang!

Denn stets auch angenehm langsam, um
fühlen, begreifen und ergreifen zu können.
In den Abteilwagen, dort ganz besonders:
immer wieder Erfahrung von warmer Nähe,
von Verstehen, Erspüren von Möglichkeiten.
Beispiele für Vielfalt, Unterschiedlichkeit,
Gemeinsamkeiten, Stille und Lautstärke.
Fenster öffnen können, Blicke froh hinaus:
Ungehemmtes Winken, oft von Sehnsucht
und Bedürfnis nach Begegnung durchdrungen.
Anlehnung, Hände halten, bisweilen: Küsse.
Spiele der Geschlechter, Begegnungen der
Generationen, Welt aus Besonderheiten,
zugleich aus Einmaligkeit und Wiederholung.

“Ein Tanz von Kraft um eine Mitte” – jedoch
 nicht “betäubt ein großer Wille”, dafür ein
“Bild”, nicht gehend “durch der Glieder
angespannte Stille”, sondern jenes kribbelnde
Fühlen, den Körper unleugbar durchziehend,
welches “im Herzen” gewiß eben nicht aufhört
zu sein, sondern von der Kraft des Getriebes,
des  Reisens, des Unterwegsseins, genährt ...

Sehnsucht nach jenen Durchgangswagengefühlen.

(Fagusarua 25.05.2018)
Schneller

Rollende Veränderungen auf Schienen
     – immer schneller
               (der Vergänglichkeit entgegen)
     – immer dunkler dann Kunstlicht
               (Flora und Fauna untergraben)
     – alles hastig vorbeifliegend
               (Landschaften unbedeutend)

Vor allem auch Sprache angepaßt
     – sich modern wähnend
               (nichts versäumen wollend)
     – Bord, Ticket, App
               (Check-in, Comfort-Kunde)
     – Smartphonegier fördernd
               (Entfremdung der Sinne)

Nichts mehr von Eisenbahnromantik
     – time is money
               (wozu die Zeit dann aber)
     – Weg nicht als Ziel erfahren
              (nur von Punkt zu Punkt zählend)
     – Versuche in der neuen Wirklichkeit
              (Verspätungen und Zugausfälle)

Zugfahrten als Ablenkung vom Wesentlichen
     – welcher Gewinn
               (etwa Widrigkeiten)
     – welcher Genuß
               (Vermassung gestalten)
     – was denn erreicht
               (Diktat aus Beschleunigungsmisere)

Zugfahrt als Viehtransportassoziationen
(Zwangsgewöhnung an Unzuverlässigkeit)

Gleichsam schöne neue Welt als Verlockung
Scheinbewegung in entqualifizierter Zeit

Geschosse auf Schienen der besondere Stolz
Proklamation von Industrie 4.0 als Heilsbotschaft

(Fagursarua 24.05.2018)

Am schnellsten ...

Sich den Diktaten der Mächtigen und Geldgierigen
     bereitwillig und eilfertig unterwerfen
Keine Zeit vergeuden im Rennen um deren Gunst
     vorauseilender Gehorsam als Prinzip
Das Denken jenen anderen überlassen
     noch schneller zu sein sich bemühen
     am allerschnellsten in deren Talmi-Käfige

Modern sein wollen als gelebte Lebensmaxime
Dabei sein müssen als pawn in their game der
Lügen als Vereinfachung und Falschdarstellung
Lustwandeln in Konsumtempeln und Mega-Events
Sog zu den öden interkommunalen Gewerbeparks
Husarenstücke der Flächenversiegelung und Gier

Nun nicht mehr länger verlogenes Wir-sind-Vielfalt
     mit schlichter Dümmlich-Einfalt verwechseln

Türen jener Maschinerien endlich von außen schließen
Nicht weiter einsteigen statt dessen gekonntes Abwenden
Jener Raserei und scheinbaren Grenzenlosigkeit weichen
Schnellstmöglich andere Wege und tiefe Inhalte suchen
Erkennen all jene Täuschungen und Euphemismen
Wieder Herrschaft über eigene Deutungen erlangen

Den Blick nach eigenem Fahrplan einmal ruhigen
Fragende Blicke an das Fragwürdige richten
Suchende Blicke in das Bekannte und Unerforschte
Sich eigener Mündigkeit und Verstand verpflichten

Autonomes Steigern der Geschwindigkeit zum Umsteuern:
     ganz schnell, endlich und gezielt, wieder langsamer!

(Fagusarua 09.06.2018)
















































































        
                        Dampflok (Baureihe 50) in Meiningen                                           ICE im Bahnhof Eisenach                                        Nandu im Zoo Augsburg

                                                                                                     Dampflok (Baureihe 01) im Bahnhof von Meiningen









                                                                        
Dilemmata                                                     


Man hört sie reden und man hört sie dumpf kreischen,
Wie sie fortwährend nicht willkommene Töne zerfleischen.
Versuche, das passend zu machen was nicht will gefallen:
Seht doch wie in ihren Taschen sie die Fäuste längst ballen.
Doch in ihren Gesichtern diese schmierigen lächelnden Züge:
Zentnergewichte als wüsteste Repräsentanten der Lüge!

Wohin sich da wenden –  wem da schon noch vertrauen,
Auf welche Fundamente nun sinnvoll Hoffnungen bauen?
Auch jene, die stets unverholt lobpreisen ihre eigene Scham,
Erzeugen in Wahrheit zumeist doch nur unerträgliche Gram.
Gefangen von zwei Seiten sind sie: zugeben oder auch nicht,
O welch erstarrtes Leben in einem wahrhaft düsteren Licht!

Tagtäglich wollen sie verbreiten ihr langweiliges Betören,
Am besten sich strikt verweigern, da nicht länger zuzuhören.
Bemühe dich hier gar nicht mehr auch nur um ein Verstehen:
Verweigere jenen deine Sinne und übe dich im Übersehen.
Alles was sie sagen, versprechen, tun – ist wahr mitnichten,
Sie leben höchst zufrieden gefangen in ihren Lügengeschichten!

Im Großen und im Kleinen mögen sie ruhig fernab gedeihen:
Doch kommen sie nahe möchte man gezielt voll Ekel speien.
Es ist töricht, sich auch nur ein wenig auf deren Spiele einlassen,
Denn krakenhaft würde schnell ihre Selbstsucht dich umfassen.
Aber eines kannst du lernen aus deren Sucht und ihrem Gehege:
Suche dir für dein Leben ganz andere, vor allem fernere Wege!


(fagusarua 11.05.2018)

















Die Seifenblase

Fast aus einem gefühlten Nichts
in lockendes Tanzspiel entlassen:
kaleidoskopartige Buntheiten,
dem Spiel der Lüfte folgend.
Große Augen, Bewunderung:
Kindliches Erstaunen.
Erwachsene Blicke.
Spielerisches Hin und Her,
im Auf und Ab mitschwebend:
ein Fühlen scheinbarer Freiheit,
Unbekümmert im Augenblick.
Tiefes Staunen erweckend in
sanft träumenden Seelen ...
Gedanken treiben lassen –
Wirklichkeit ausgetanzt.
Sehen und Imagination als
kurze Einheit für Bruchstücke:
Jähes Erwachen aus diesen
dahinfliegenden Momenten,
den Sinnen entrissen –
plötzlich geplatzt und in
ein Nichts entschwunden.

(Fagusarau 16.03.2019)







Der Krähe Tiefensicht                              
Ich ziehe ganz schön wachsam hoch oben meine Kreise hier,
Doch auch bisweilen verweile ich kurz immer wieder nah bei dir:
Wie ein Hamster in seinem Rad, du bedauernswerter Erdenwurm!
Allzu oft zu stark bedrückt, ach, deine Haltung auch viel zu krumm!
Läßt dich ständig, hilflos gebend, von den fremden Mächten ziehen,
Längst hast du verzagt, fernab jeglicher Kraft davon zu fliehen,
Andere Kräfte dich in ihren Fängen eng verwalten und gestalten,
Deine Sinne und dein Herz von jenen Mächten längst gespalten!
Wie froh ich bin, anders als du, im gekonnten Selbst zu fliegen,
Bin zu weise und schlau als daß ich mich könnte selbst belügen,
Vermag wohl fast immer den Weizen von der Spreu zu trennen,
Habe die Gabe, das Notwendige und Sinnlose gut zu erkennen.
Doch du moderst im Sumpf fortwährender Fremdbestimmung!
Vor lauter Götter und Mammon kein Licht zur rechten Besinnung!
Dabei jammerst du endlos, schimpfst lauthals, bist nie zufrieden,
Gleichwohl klammerst du dich ängstlich an dein Los hienieden.

Da geb’ ich euch aus meiner Erfahrung unseren weisen Krähenrat:
Wenn für dich dann doch zu viel zu schlecht dort unten auf Erden,
Wenn das Leben scheint dir mehr Last, überwiegend öd und fad,
Kann bei Ablauf deiner Zeit endgültig Gehen zum Glück dir werden:
Wie leicht sollte er dir schließlich fallen dann: dieser allen Endes Pfad ...
Doch du wirst es wohl nie lernen: Balancieren auf schmalem Grat.
Aber ich Krähe kann dein Irren und Wirren stets entspannt ansehen
Und erfassen wie all jener Irrsinn deiner Welt mag einst vergehen.

Auch wenn ihr Menschen all das überhaupt nicht wollt eingestehen:
Viel weiser und gescheiter als ihr sind letztlich wir – die Krähen ...

(Fagusarua, April 2019)




Motto:

Jedes Tier lebt auf Kosten von einem oder etwas anderem. Doch nichts überbietet die Zügellosigkeit, die Dreistigkeit, die Rücksichtslosigkeit des Menschen!

(Fagusarua, April 2019)





Blickt auf die Weite, die Festigkeit, die Raschheit des
Himmels und hört einmal auf, Wertloses zu bewundern!

(A.M.T.S Boethius, Trost der Philosophie)














         


         
Die Schwanenwelt im Federsee, vereinzelte relativ gut geschützte Nester mit Brutgeschehen, die überwiegende Anzahl der Höckerschwäne einigermaßen in Ruhe gelassen in der relativen Weite des Sees ... Auffallend: sehr wenige Jungschwäne (i.e. braune Färbung des Gefieders)

         


         
Schön verborgen ist das zweite Storchennest in Bad Buchau; das Paar hat die Aufgabenteilung voll übernommen: ein Partner auf der dem Nest nahegelegenen Wiese auf Futtersuche, ein Storch sitzt auf den Eiern und brütet. Mehrfach stand er / sie auf, um die Eier zu wenden.






Schattenspiele

Schatten werfen auf Wirklichkeit
Trübe Phantasien eindunkeln
Sie fremden Mächten entreißen
Auf Spielwiesen der Möglichkeiten
Lichter des Ergreifens schaffen
Wanderungen in süßen Gefilden
Der Hohlheit bewußt entfliehend
Natürlichkeit suchen und ausleben
Keine Gängelei durch Narrheiten
Schatten einfach in Licht wandeln

(Fagusarua 20.04.2019)










      

Das treue, sehr anhängliche Taubenpaar   (die Welt ebenfalls zumeist von der Höhe erblickend und erspürend ...), stets bedacht auf gebotenen Sicherheitsabstand zu den sonstigen irdischen Wirrungen und Irrungen ...


Heinrich von Kleist:

DIE BEIDEN TAUBEN
(Eine Fabel nach Lafontaine)

Zwei Täubchen liebten sich mit zarter Liebe.
Jedoch, der weichen Ruhe überdrüssig,
Ersann der Tauber eine Reise sich.
Die Taube rief: "Was unternimmst du, Lieber?
Von mir willst du, der süßen Freundin scheiden:
Der Übel größtes ist die Trennung nicht? (...)"

(...)

Dies Wort bewegte einen Augenblick
Den raschen Vorsatz unsers jungen Toren;
Doch die Begierde trug, die Welt zu sehn,
Und das unruh'ge Herz, den Sieg davon.

(...)

Und sieht die Pracht der Welt und Herrlichkeiten,
Die schimmernden, die ihm der Ruhm genannt,
Und kennt nun alles, was sie Würd'ges beut,
Und fühlt, unsel'ger sich, als je, der Arme,
Und steht in Öden steht man öder nicht,
Umringt von allen ihren Freuden, da.
Und fleucht, das Paar der Flügel emsig regend,
Unausgesetzt, auf keinen Turm mehr achtend,
Zum Täubchen hin, und sinkt zu Füßen ihr,
Und schluchzt, in endlos heftiger Bewegung,
Und küsset sie, und weiß ihr nichts zu sagen --
Ihr, die sein armes Herz auch wohl versteht!

Ihr Sel'gen, die ihr liebt; ihr wollt verreisen?
O laßt es in die nächste Grotte sein!
Seid euch die Welt einander selbst und achtet,
Nicht eines Wunsches wert, das übrige!
Ich auch, das Herz einst eures Dichters, liebte:
Ich hätte nicht um Rom un seine Tempel,
Nicht um des Firmamentes Prachtgebäude,
Des lieben Mädchen Laube hingetauscht!

(...)

Heinrich von Kleist, Die beiden Tauben (Eine Fabel nach Lafontaine), zit. nach:  Heinrich von Kleist, Sämtliche Werke, R. Löwit (Wiesbaden) o.J., S. 1081ff.
"Schlangen schleichen, Tauben fliegen"
                  (Unbekannt)


"Verwahrung

Scheltet, ich bitte, mich nicht! Ich machte, beim delphischen Gotte,
Nur die Verse; die Welt, nahm ich, ihr wißt's, wie sie steht."

Heinrich von Kleist



Bilder auf dieser Seite u.a. aus Schleswig, Friedrichstadt, Plöner Gegend, Mattsies, Bad Buchau, Tübingen, Hellbrunn, Fritzlar, Ederseegegend, Meiningen, Augsburg, Memmingen, Vogelsbergregion, München, Kemptener Gegend, Bad Wildungen, Hannover.





Lesungen


Dunkelheit ist dem
     Glanz des Lichts gewichen
     Zumindest vorübergehend

Für kurze Zeit Aufmerksamkeit

Spiele der Bedeutsamkeit
     inmitten Bedeutungsarmut

Glänzen im Echo Gleichgesinnter
Zahlen als Erfolgsmaßstäbe
Gelegenheiten zum Durchatmen

Stimme verwandelt Buchstaben
Vergänglichkeit hinter Vorhang
Spiele beliebiger Geborgenheit

Dasitzen und lauschen
Bandbreiten an Mimik
Dichtung als Summe aus
     Wechselspielereien

Inszenierte Gemeinsamkeit

Beifall
Fragen
Beiträge
     mehr oder weniger gescheit

Bezahlt hüben wie drüben
Quantität versus Qualität
     in ihrem ewigen Kampf

Seiten leergesogen
Räume leeren sich
Applaus dem Schatten

Saiten als musische Reling
     auf dem Pfad zurück
In die schöne Stille der Ruhe

Neues Schaffen
Neue Lesungen
Perpetuum mobile
     der Ruhelosigkeit
Für kurze Zeit Aufmerksamkeit

Dunkelheit mit dem Glanz
     des Lichtes vereinigt
     Modus Vivendi sit ...

(FagusArua 12.12.2021)