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Finis
![]() ... gerade Bilder repräsentieren häufig Ausschnitte von Wirklichkeit ...
![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Geselligkeit kann schön sein, aber ...
Der Mensch gilt gemeinhin als soziales Wesen. Insofern dürfte der Kontakt zu anderen Menschen zumindest wichtig sein. ABER: Wie bei allem, kommt es doch gerade hier besonders auch auf die Qualität an! Kurz gesagt: Lieber keine Kontakte als schlechte, niveaulose, langweilende, letztlich vor allem nichtssagende oder gar vor Verlogenheit strotzende.
Vor allem all das, was als »geselliges Zusammensein/Beisammensein« angeordnet wird, all jene Veranstaltungen die mit pflichtgemäßer Anwesenheit (sei sie implizit oder explizit gefordert) verbunden sind, all jene Treffen, welche letztlich nur dem Vertreiben von gefühlter oder tatsächlicher Langeweile ihren Ursprung verdanken, jene erzwungenen Zusammenrottungen, welche vorgeblich der Gemeinschaftspflege dienen, dürften den wirklichen Zweck fruchtbringenden sozialen Miteinanders kaum beziehungsweise höchstselten, meistens jedoch: überhaupt nicht, erfüllen. Besonders in diesem Zusammenhang dürfte der Satz »Das gehört sich eben so, das ist Brauch, ist Tradition!« , was seine tatsächlichen Auswirkungen angeht, völlig deplaziert sein. Sinnlosigkeit und Oberflächlichkeit ersetzen jedenfalls nicht das Bedürfnis nach Mitmenschlichkeit.
Dieses Gefühl eines sinnlosen, unergiebigen »Miteinanders« hat Frank Schulz in seinem Roman »Morbus fonticuli oder Die Sehnsucht des Laien« bei der Schilderung einer sogenannten Geselligkeit einmal sehr treffend dargestellt: »Ich blickte verstohlen von Gast zu Gast, um einen ähnlich wie ich erschütterten Bundesgenossen zum Zufeixen auszumachen, fand aber niemanden. Niemand reagierte in auch nur irgendeiner Form auf diese gespenstische Blamage. Alles begann sofort weiterzuplappern aus lauter Angst vermutlich, der nächste Taifun des Schweigens braue sich bereits zusammen.« (Eichborn, Frankfurt a. Main 2002, S.532 / der zweite Band von Frank Schulzens Hagener Trilogie)
Gewiß, ich teile die Einrede all derjenigen, die hinsichtlich des Ich-Erzählers aus Morbus fonticuli kritisieren, es gebe doch auch in der irgendwie zusammengepferchten Masse immer ein paar Menschen, denen man dann doch noch »zufeixen« könne, mit denen zumindest ein stilles Einvernehmen darüber bestehe, was da jeweils tatsächlich abläuft, mit denen ein intensives Miteinander möglich sei. Aber: Warum dann sich nicht nur mit diesen in einer ungestörteren Gemeinsamkeit treffen, zusammentun? Weshalb sich denn jenen als Störung, als Belästigung empfundenen Zwängen somit unterordnen? Warum nicht der Devise Qualität statt Quantität folgen! Warum nicht einfach ein deutliches Nein! zu jener Pseudogeselligkeit, mit der man, letztlich sich selbst täuschend, glaubt, Formen des Alleinseins und des alltäglichen vielfachen Gegeneinanders übertünchen zu können? Ein Berliner Liedermacher (Mario Hené) hat dieses Phänomen einmal in seinem schönen Lied »Lieber allein als gemeinsam einsam« behandelt; freilich, er bezog sich darin auf eine Zweierbeziehung, aber aus meiner Sicht ist das problemlos auf Massenphänomene wie Groß- oder gar Megafeten, auf diverse Arten von mehr oder weniger erzwungenen Zusammentreffen, übertragbar.
Echte Gemeinsamkeit, wirkliche Solidarität, gelebtes Miteinander kommen eher still und beständig daher als in krawallhaftem, krakeelendem Tun und oberflächlicher Geschwätzigkeit oder Parolenschwadronierei!
Viele der bekannten Gartenpartys mögen in aller Regel sofern sie nicht für die nahe Umgebung bereits eine Belästigung und Zumutung darstellen noch eine der harmlosesten Varianten eines oberflächlichen bier- oder weinseligen (ohne Alkohol und Lautstärke geht es bekanntlich für die allermeisten »Feiernden« schon mal gar nicht!) Miteinanders sein. Gut, man kann dies natürlich mit einem lockeren »suum cuique« abtun, vielleicht sogar unter eigene Toleranzleistung subsumieren, allerdings bestenfalls nur solange das Ganze nicht normativen Charakter annimmt. Und das dürfte im privaten Rahmen zumeist nicht der Fall sein (von den immer wieder »beleidigten Leberwürsten« einmal abgesehen, die eigene »Mißachtung« sofort als »Geringschätzung« sehen und ihre ureigenen Minderwertigkeitskomplexe dann auswuchern lassen), jedoch sobald derartige Veranstaltungen einen öffentlichen Charakter einnehmen (und das beginnt bereits bei kleineren ritualisierten Zwängen im vereinsmeierischen oder betrieblichen Kontext) sollte man sehr wohl abwägen, ob man nicht besser dem folgt, was Rick Nelson einmal in seinem erfolgreichen Song »Garden Party« angeraten hat: einfach beizeiten gehen oder erst gar nicht dort erscheinen ... Die Kraft zum Neinsagen aufbringen, den Mut zum Nichtmitspielen zeigen!
Man sollte den Begriff »peinlich« nicht allzu sehr strapazieren; denn das Allermeiste, was der Volksmund vorschnell gerne als Peinlichkeit empfindet und dies dann gleichsam definitorisch allzu gerne zu verallgemeinern versucht, ist fern von jenem Peinlichen, das entsteht, wenn ein gemeinsames Schweigen unmöglich wird, wenn Lautstärke die gemeinsame Orientierungslosigkeit zu verbergen versucht, wenn man gegenseitig sich durch mehr oder weniger die Wirklichkeit beschönigende Lügengeschichten zu unterhalten vermeint, wenn Lüge und Täuschung zu gelebter Wirklichkeit werden.
Diese Peinlichkeit hat Wilhelm Genazino wohl gemeint, als er seinen Apologeten in »Ein Regenschirm für diesen Tag« (Hanser Verlag, München, 2001, S. 85) sagen läßt: »Ich warte auf den Tag, an dem alles, was lebt, seine Peinlichkeit eingesteht.«
Allerdings dürfte man auf derartiges Eingeständnis auf jenen Festen der Lautheit und Oberflächlichkeit, auf jenen Verdichtungen der Nichtssagenheit eher vergeblich warten; viel lieber bleiben jene herdenhaft dem Diktat folgenden Teilnehmer auf der Flucht vor Begegnungen, die sie aus ihren Tagträumen reißen könnte und wer gibt denn auf solchen Begegnungen der gefrorenen Maskenhaftigkeit schon gerne zu, daß das eigene Leben eine beispiellose Peinlichkeitsverdichtung sein könnte. Mit anderen Worten: Wer schafft es denn, sich den Zwängen gebotener Unterordnungsszenarien schon zu entziehen und aufrichtig sowie ehrlich zu bleiben?
Wer jedoch diesen Weg der Gegenwehr dort suchen sollte, wird sehr schnell eines erfahren: Isolation bis hin zu aggressiver Gegenwehr. Also kann für jene, die solche Spiele nicht mitspielen wollen respektive können, die Alternative nur lauten: Nicht hingehen, meiden, die dadurch entstehende Ablehnung der Masse in Kauf nehmen und den so erfahrenen Gewinn mit den wenigen teilen, denen man immer auch »zufeixen« kann, mit denen stilles Einvernehmen besteht, von Anfang an ... Eben: wirkliche Geselligkeit leben können und dürfen.
(Fagusarua 08.08.2020)
![]() Manch Mensch ...
Manch Mensch in seinen Freizeitgelüsten
tut sich gar oft gern mit Stärke brüsten;
zerstört dabei unschuldig Gut,
weil es so gelüstet seine Wut.
Lauthals wird herum krakeelt,
mit Suff die Umwelt dann beseelt,
mit Unrat wird die Welt bedacht,
weil es jenen so nur Freude macht
Und schaut man sich danach gut um
Fällt es auf: wie ist der Mensch doch dumm!
(FagusArua)
![]() Circulosus Vitiosus
den schmerzhaften Bahnen
in den Eingeweiden folgen
schlaflose nächte
ruhelose tage
quälende hoffnungsarmut
doch noch kraftvoll festhalten
erinnerung durch die tentakeln
vergangener zeiten
welch harte dauerarbeit
häufig wie frongewitter
jene fesselnden engen
oft gleich beben
aus wiederholungszwängen
aus unausweichlichkeiten
lebensgier aus introspektion
selbstsüchtig bestimmen
was richtig
was falsch
was gut
was böse
was bleibt
was geht
bäume als feind der sinne
vogelwelt als lästigkeit
zwanghaftes ambiente
stets geräteexzesse
natürliche regungen bannen
eigensinn eisern festhalten
rechthaberei als corona
mit jammerorgasmen sich
durchsetzen
erpresserisches geheule
als medium
mit unterdrückenden schreien
unterordnen
nachrangigkeit betonieren
nachgiebigkeit als beweis
eigener weltsicht
eígener richtigkeit
nur so spüren lebendigkeit
doch immer wieder dabei
schmerzende bahnen
brennende eingeweide
dennoch ein aufbäumen außen
andere knechten
zu richten versuchen
kreislauf aus einer wiederholung
und kreisläufe aus wiederholungen
was zuerst und was danach
was danach und was zuvor
immer wieder friedhofsstille
diese stille
(komplementär zum lauten)
dieses schweigen
(am anderen ufer gesänge)
doch eigenen vorteil auch noch
im dahinsiechen
unter schmerzen
da schon wieder
die regelmäßigkeit der abstände
schwinden kürzer werdend
immer kürzer
kurz
ganz kurz
durch schmerzende adern
die sinne letzmals gleiten
nun
im ende verschwinden
keine wiederholungen
kein kreislauf mehr nun
ende
aus
(Fagusarua 16.05.2021)
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