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Gedichte und Bilder

"In einer Verfassung zwischen Gleichmut und Erregung beobachtete er den Betrieb auf der Straße, die am Ort vorbei führt. Bald wird er so frei sein,  sich mit einem Moped auf  dieser Straße dem Leben zu nähern. Denn hier sein zu müssen ist für den Jungen so wie lebendig begraben zu sein. Man muss schon mindestens scheintot sein, um das aushalten zu können."

(Jamal Tuschick, Aufbrechende Paare, Frankfurt a. Main 2008, S. 21f.)



"Welch Glück, die Einfältigkeit fliehen zu können, ihr ,wo immer auch nur möglich, ausweichen zu dürfen.
Dem Stillstand die Stirne zu bieten als Aufgabe für ein sinnhaftes Leben!"
(Fagusarua)






Entspannung                                             

Willst viel du gerne oft erleben
Gönn’ dir die Zeit zur Langsamkeit
Verweiger’  dich alltäglich Streben
Zum ruhigen Schau’n sei nun bereit

Behutsam lenke deine Schritte
Durch die Wunder der Natur
Umgehe das, was vielen Sitte
Hör mal nicht den Ruf der Uhr

Dort nun kein Drängen, Hetzen, Jagen
Nichts was dir die Sinne blendet
Schlicht offen sein für all die Fragen
Die in Alltagshast meist unvollendet

Wie schön solch’ Plätze mal zu finden
Wo man geruhsam weilen kann
Und dabei auch ernsthaft mal ergründen
Womit man sonst sinnlos Zeit vertan

(Fagusarua)



Die Konferenz


Ich sehe sie noch in Konferenzen sitzen
Wie sie über Nichtigkeiten schwitzen
Jenes über Nebensächlichkeiten Brüten
So sich vor kritischen Einsichten hüten

Es melden sich nun auch jene zu Worte
Die ansonsten von schweigsamster Sorte
Denen Wahrheiten so gar nicht schmecken
Deren Leidenschaft eher das Speichellecken

Wie sie anödend große Wörter schwingen
Vorgeblich stets nur ums Allerbeste ringen
Dabei in trübster Brühe behäbig schwimmen
Abweichende Gedanken sie zutiefst ergrimmen

Wie sie gleichwohl verstohlen auf Uhren sehen                   
Die meisten würden wirklich gern schon gehen
Doch zugeben solch verborgen’ Wunschgedanken
Brächte ihre Subalternität verderblich ins Wanken

Alle Welt mit Euphemismen kleingeknechtet
Alles mit kleinem Horizont schön gerechnet
Kleine Lichter flackern in der Tischerunde
Und hoffen vor allem auf gemächlich’ Stunde

Jenes sich gegenseitig auf Schulter Klopfen
Mit genehmer Selbstgefälligkeit verkopfen
Mit falschen Kleidern den Schein gut wahren
Und Zeit für Zeit in diesem Trott verfahren

Dabei so tun als sei man selbst die Innovation
Vorauseilend’ Gehorsam als gewählter Ton
Im Umgang mit all dem was Widrigkeiten
Jedoch niemals Risiken durch fruchtbar Streiten

Da besser schon ausgetretene Bahnen hegen
Eigene Enge als verbindlich’ Maßstab pflegen
Unerwünscht ist Störung durch echte Tat
Gefährdet doch den Rhythmus im Hamsterrad

Also Aktionismus in treuer Selbstgefälligkeit
Den Ernst übertünchen in gespielter Heiterkeit
Mit Witz Speis und Trank Frohsinn generieren
Sich ob der Täuschung kein bißchen genieren

Was sind wir doch für eine gemütliche Runde
Wie wir schaffen das Größte in jeder Stunde
Wie wir der Obrigkeit gut und folgsam dienen
Bei allem Geschehen mit zustimmend Mienen

Ach wie sind jene halt manifest als Ineffizienz
Verborgen in jener seltsam’ Art von Konferenz
Wie geschickt sie Stillstand können verbergen
Wie duldsam sie sich fügen zu Geisteszwergen


Doch eines läßt sich dem wachen Betrachter
          nicht verhehlen
Wie sie unverantwortlich einfach wertvolle
          Zeit nur stehlen

(Fagusarua, 2. November 2013)




Die Adebar-Trilogie                                                                                                        

1.Teil

Der Storch erhob sich über all die Niederungen,
klapperte sein Lied des Unverständnisses:
"Wenn ihr mich hier nicht mehr haben wollt,
 dann suche ich mir eben ein anderes Land,
ein besseres, das mein Dasein zu schätzen weiß."
Vom Aufwind ließ er sich in seine Höhen treiben,
kreiste freudvoll in und mit dem ihn liebenden Wind.
Er ließ sich Zeit, gab sich ganz seinem Fluge hin,
zog andere Artgenossen mit in seinen hehren Bann,
die ihm, bereitwillig folgend, die Eskorte gaben für
den gemeinsamen Abschiedsgesang, geschickt
weit hinunter in die Tiefe, in menschliche Abgründe.
So tönten sie dann alle gemeinsam ein letztes Mal:
"Schade, wir wären gerne geblieben, aber wohl dem,
der, wenn es geboten ist, fliegen kann, wegfliegen
von der Unbill nimmer endender Habgier und Sucht,
weg von dem, was einfach nicht mehr passen will.
Geht eueren Weg, wir jetzt den unseren. Ade ..."    

(Adebar-Trilogie, 1. Teil; Fagusarua)


2.Teil

Der Storch von den Winden hochgetrieben,
unterstützt mit seinem kräftigem Flügelschlag,
erblickt mit Entsetzen die Umtriebe hienieden:
Menschen sich täglich mühen zu schaffen neue Plag’...
Der Mensch derart in seiner Dummheit gefangen,
Sich selbst die Basis entzieht unter seinen Füßen;
dabei sich verbittet, ihn dafür noch anzuprangern ...
Doch irgendwann wird auch er dafür sehr büßen:

Wenn überall zunehmend nur mehr die Dürre sprießt.
Mais und Raps und Rodung und Rücksichtslosigkeit,
schaffen es, daß für die Habgierigen der Mammon fließt:
Oberflächlich schneller Gewinn ist die Losung der Zeit!

Was schert da einem noch das Leben anderer Kreaturen:
Man hat sich selbst zur Krönung der Schöpfung gewählt.
Was interessiert noch das Leben andersartiger Kulturen:
Nur mehr dümmliche Bereicherung ist es, was da zählt!
Zerstören um der Zerstörung willen: so mancherlei Drang ...
Und eben die Ausbeutung von Umwelt zu perfektionieren!
All diese Perversionen ein ganzes ungelebtes Leben lang!
Und sich für nichts aber auch gar nichts mehr zu genieren ...

“Ihr habt mir genommen, was dereinst meine schöne Heimat war
und seid habgierig und blind überall dort plump  hineingebrochen,
habt dreist gerodet, rücksichtslos, doch auch euer Ende ist absehbar:
denn irgendwann kommt das Ende für egoistisch gelebte Epochen!”

Der Storch zieht, sinnierend, noch höher die Kreise, gewiß nicht befreit
von all dem bedrückend Erleben; er flieht nur das Elend, denn zu nah
sind hier die Dinge, die das Leben so mühen und deshalb ist er bereit,
diesen Orte hier zu meiden, sucht nun nach besserem: terra incognita:

Plätze, wo er kann wieder ungestört froh sein Storchenleben gestalten:
Orte, wo nicht jene Spuren menschlicher Niedertracht so viel zerstören,                  
eine Gegend, wo er kann eine neue Heimat unbeeinträchtigt behalten,
wo nicht merkantile Abgründe die Sinne knechten und oft noch betören.

Er schlägt erneut sanft die Flügel, schaut ein letztes Mal sich hier um,
Sammelt all die Seinen aufmunternd und drängt fort jetzt zum Zug ...
Und die Stunde für den Ort ist gekommen: Störche für immer stumm!
Denn sich anzubiedern bei jenem Irrsinn, dazu der Storch  ist zu klug.

(Adebar-Trilogie, 2. Teil; Fagusarua)


3.Teil

Mit spärlich Flügelschlag den Blick nun in tragende Winde gerichtet
Kräftesparend endgültig einen nicht erhofften Abschied genommen
Die Seinen um sich scharend gleichwohl die Gefühle sehr beklommen
Das Leben jedoch hat halt die Schwerpunktsetzungen anders gewichtet

Sinnlos zu hoffen und groß zu lamentieren im Tal der Unwägbarkeiten
Wohin die Reise letztlich gehen muß wurde sehr deutlich vernommen
Wie an Orten verweilen wo doch zu viel mißraten und so verkommen
Um das eigene Überleben zu sichern gilt es gezielt zu fliehen beizeiten

Ein paar Blicke dann im Flug die Köpfe gewendet noch einmal zurück
Kaum bleiben Rastnischen für ein Denken an jenes vergangene Glück
Vertrieben und verjagt von Plätzen die dereinst so wertvoll gewichtet

Anfänglich nur Ahnen vergebliches Hoffen dann alles schnell gewendet
Was lange Zeit währte Storchenleben bescherte ward hartherzig beendet
Irgend jemand oder wer oder was halt auch immer hat dies so gerichtet

(Adebar-Trilogie, 3. Teil; Fagusarua)



















Spüren ...                                                                           

Ein Gefühl im Ahnen
     zwar nicht wissen
     aber doch:
subjektive Gewißheit

Spüren als Leitlinie
     für Möglichkeit
     für Abschied:
aufgezwungene Grenzen

Traurigkeit als Ergebnis
     aus Hoffnungslosigkeit
     oder auch:
umgekehrt in der Entstehung

Spüren all die Grenzen
     des Tun und Lassens
     des Unvermögens
auf andere und neue Pfade

Spüren als Festlegung
     der Unausweichlichkeit
     der Barrieren:
Benennen der Traumtänzerei

Spüren als all dessen
     was eigenes Fühlen
     den Gedanken läßt:
sei es auch bei Lichte falsch

Ein Gefühl Endgültigkeit
     Endzeitstimmungen
     Flucht aus:
der Suche nach Objektivität

(Fagusarua, 29. Juli 2012)









... noch ein bauplatz, inhalte werden sukzessive veröffentlicht ...